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OLGA Newsletter Nr. 2, Dezember 2021

Frische regionale Lektüre zum Fest!

Dresdner Striezelmarkt 2016 (links) und 2021 | Foto links: Torsten Becker - stock.adobe.com, Anke Hahn

HO HO HO! Kurz vor der Weihnachtspause kommt sie hereingeschneit in Dein Postfach, die zweite Ausgabe des OLGA-Newsletters. Nachdem wir wegen Corona unsere Fokusgruppen auf das Frühjahr verschieben mussten, es auf dem Altmarkt in Dresden dieses Jahr wieder mal nicht striezelt und das gesellige Beisammensein auf ein Minimum reduziert ist - da bleibt sicher genug Zeit, um sich dem Projekt OLGA in Form eines kompakten und Home Office freundlichen Newsletters zuzuwenden. Gemütlich daheim mit einer Tasse Kaffee, Tee oder Glühwein und den frisch gebackenen Weihnachtsplätzchen liest er sich bestimmt hervorragend. Und wenn ihr noch Inspiration für Weihnachtsgeschenke braucht: schaut Euch unsere 4 essbaren regionalen Geschenkideen an! In diesem Sinne wünscht Euch das gesamte OLGA Projektteam eine entspannte Weihnachtszeit, viele gute Ideen für regionale Geschenke und eine angenehme Lektüre!

Das OLGA Projektteam wünscht Frohe Weihnachten!

Inhalt

  • Können Agrarholzstrukturen das Hochwasserrisiko senken?
  • Was blüht denn da? Vegetationskartierung in und um Agrarholzstrukturen
  • Naturschutz, Klimawandel, Ernährung und Landwirtschaft - Landschaftliche Perspektiven in und um Dresden
  • Fokusgruppen-Auftakt online: Perspektiven für nachhaltige Landnutzung und regionale Wertschöpfung in der Region Dresden
  • Der Green Deal und die sächsische Landwirtschaft: "Eigentlich müssten wir täglich nur noch Brot essen."
  • Weniger ist mehr - Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung
  • Termine und Veranstaltungen 

Können Agrarholzstrukturen am Fließgewässer das Hochwasserrisiko senken?

Überschwemmungen sind natürliche Ereignisse. Ausgangspunkt sind lang anhaltende, großflächige Dauerregen oder kurze, heftige Starkregenereignisse. Wenn die entstehenden Wassermassen zu groß werden, treten Flüsse und Bäche über die Ufer und überschwemmen das Vorland. Diese Überschwemmungsgebiete fungieren als natürliche Rückhalteflächen, welche große Wassermengen aufnehmen und zurückhalten können. Die Vegetation entlang der Fließgewässer kann in diesem Fall eine bremsende Wirkung auf die Wassermassen haben, die Hochwasserwelle verzögern und die Abflussspitzen reduzieren.

Im Rahmen von OLGA unstersucht das Institut für Wasserbau und Technische Hydromechanik an der TU Dresden, inwieweit Ufervegetation (u.a. Agrarholzstrukturen bzw. Agroforstsysteme) das Hochwasserrisiko in flussabwärts gelegenen Siedlungsgebieten verringern kann. Ein Untersuchungsgebiet in OLGA ist der renaturierte Abschnitt des Wiesengrundbachs in Klingenberg-Colmnitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Die Simulation unten zeigt, dass die links von der von Nordwesten nach Süden verlaufenden Fahrstraße etablierte Agrarholzplantage das Wasser nur minimal zurückhält und somit in diesem Fall nicht wirklich als Retentionsfläche dient. Gründe dafür sind die Stauung des Wassers rechts von der Fahrstraße, weil der Wiesengrundbach diese durch ein Rohr unterquert, und der Eintiefung des Baches in Höhe der Plantage.  

Kontakt: Manuel Wewer, TU Dresden, Institut für Wasserbau und Thermische Hydromechanik, manuel.wewer@tu-dresden.de

 

Was blüht denn da? Vegetationskartierung in und um Agrarholzstrukturen

Die am häufigsten vorkommenden Pflanzenarten in und um die OLGA-Agrarholzflächen (von oben nach unten): Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) und das Kletten-Labkraut (Galium aparine)
Fotos von oben nach unten: Animaflora PicsStock, skymoon13, Marco Warm - alle stock.adobe.com.

Um unsere Untersuchungsflächen am Peickwitzer Mühlgraben in Peickwitz bei Senftenberg (Bandenburg) und am Wiesengrundbach in Klingenberg-Colmnitz bei Dresden (Sachsen) naturschutzfachlich zu bewerten, wurden im Frühsommer 2021 Vegetationsaufnahmen in der Krautschicht durchgeführt. Wir untersuchen den Einfluss der Agrarholzplantagen auf die Pflanzendiversität und ziehen dazu angrenzende Referenzflächen (Agrarflächen, Rand-, Blüh- und Uferrandstreifen der Gewässer) als Vergleich heran. Da sich in der Nähe der Agrarholzplantagen Wald befindet, erweiterten wir das Untersuchungsdesign um jeweils fünf kreisförmige Aufnahmeflächen entlang des Transekts* Agrarholzplantage – Agrarfläche – Wald und zusätzlich am Peickwitzer Mühlgraben fünf weitere entlang des Transekts Agrarholzplantage – Agrarfläche/ Randstreifen – Bahnstrecke. Ziel der Transekt-Analyse ist es, mögliche Verbreitungswege von Pflanzenarten zu identifizieren und herauszufinden, ob die Agrarholzplantagen im jeweiligen Landschaftskontext Teil eines Biotopverbundes sein könnten. Bahnstrecken sind außerdem für die Ausbreitung von Neophyten relevant.
Insgesamt wurde die Artenzusammensetzung und –deckungsgrade auf 55 Flächen aufgenommen, 25 Flächen befinden sich am Wiesengrundbach und 30 Flächen am Peickwitzer Mühlgraben.

In der Agrarholzplantage am Wiesengrundbach wurden insgesamt 22 Arten protokolliert, wobei die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) und das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) besonders häufig und in hohen Deckungsgraden vorkamen. Fast zwei Drittel der Arten sind sowohl im Wald, als auch im Offenland zu finden. 

Am Peickwitzer Mühlgraben konnten 19 Arten protokolliert werden. Das Kletten-Labkraut (Galium aparine) war die häufigste Art mit den höchsten Deckungsgraden. Mehr als die Hälfte der Arten sind reine Offenlandarten, die beispielsweise in Krautfluren, Säumen oder als Acker-Beikraut vorkommen. Ein Drittel der Arten ist sowohl im Wald als auch im Offenland zu finden. Auf den Referenzflächen erstreckte sich die Gesamtartenzahl zwischen 9 (Wiesengrundbach, Referenzfläche Agrarfläche) und 36 Arten (Peickwitzer Mühlgraben, Feldrand).

Weitere Analysen werden in den kommenden Monaten durchgeführt. Über deren Ergebnisse werden wir noch berichten.

Kontakt: Michaela Hildebrand, TU Dresden, Professur Biodiversität und Naturschutz, michaela.hildebrand@tu-dresden.de

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*Transekt: Entlang eines Transekts, einer markierten geraden Linie, nimmt man in festgelegten Abständen Daten auf. Diese Methodik wird verwendet, wenn man zum Untersuchungsgegenstand einen räumlichen Zusammenhang herstellen möchte. Oft wird diese Methode in der Ökologie (Botanik und Zoologie), zu Felduntersuchungen (Kartierung) und der Geologie und Geoökologie angewendet.
(Quelle:
https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/transekt-10152, Zugriff am 30.11.2021)

Naturschutz, Klimawandel, Ernährung und Landwirtschaft - Landschaftliche Perspektiven in und um Dresden

Zahlreiche Karten visualisieren die aktuelle naturräumliche Ausstattung, Fließgewässer- und Bodentypik, Schutzgebietskulisse und mehr in der Region Dresden. | Karten: Eva Gruhl, Umweltzentrum Dresden e. V.

In einer umfassenden Analyse der landschaftlichen Gegebenheiten in Dresden und Umgebung betrachten wir die Region aus verschiedensten Blickwinkeln. Damit wollen wir den Status Quo der Landschaft, deren Beschaffenheit, Potenziale und naturräumliche Ausstattung, erforschen und visualisieren, um daran orientiert Möglichkeiten für eine nachhaltige Landnutzung und -bewirtschaftung aufzeigen und umsetzen zu können. Untersucht wird die Landschaft im 50 km-Radius um Dresden z. B. hinsichtlich seiner Bodenfruchtbarkeit, der vorhandenen Schutzgebiete, naturräumlichen Gliederung und Gewässertypen. Die aktuelle Landschaftsstruktur wird mittels einer Fülle von Karten zu unterschiedlichen Themen visualisiert.  

Der Fokus der Analyse lag bisher auf den naturräumlichen Gegebenheiten. Wir wollen nämlich herausfinden, wie die Region "natürlich gewachsen" ist. Aktuell liegt der Schwerpunkt stärker auf den kulturräumlichen Eigenschaften und Voraussetzungen in Bezug auf die Bereiche Land- und Ernährungswirtschaft als auch Naturschutz und Biodiversität. Welche (gesellschaftliche) Funktion können in dieser Hinsicht zum Beispiel Streuobstwiesen oder Hecken übernehmen, z. B. als Nahrungsquelle oder Erholungsorte? Wie anfällig sind die landwirtschaftlich genutzten Flächen gegenüber klimatischen Änderungen? Und wie schaut es mit der Flächennutzung für (menschliche) Ernährungszwecke in der Region Dresden aus? Auf diese und noch weitere Fragen werden wir Antworten finden. Bleibt also gespannt.

Kontakt: Eva Gruhl, Umweltzentrum Dresden e. V. , eva.gruhl@uzdresden.de 

Fokusgruppen-Auftakt online: Perspektiven für nachhaltige Landnutzung und regionale Wertschöpfung in der Region Dresden

Nachdem sich die Corona-Situation in Dresden und Region im November verschärft hatte, haben wir entschieden, die OLGA-Fokusgruppen in das Frühjahr 2022 zu verschieben. Trotzdem nutzten wir die bereits kommunizierten Termine Ende November und Anfang Dezember 2021 für Online-Austausche, um so die beteiligten regionalen Akteure erstmalig untereinander bekannt zu machen und erste Stimmungs- und Meinungsbilder hinsichtlich der vier Fokusgruppen-Themen vorzuskizzieren und in die Präsenzveranstaltungen einfließen zu lassen. Anbei ein kurzer Abriss zu den Ergebnissen der Online-Austausche:

 

22.11.2021: Online-Austausch "Förderung der Biodiversität durch den Anbau von Agrarholz – unrealistisch oder umsetzbar?"

Das Wissen um die Anlage und Bewirtschaftung von Agrarholzstrukturen generell muss in der Region Dresden noch stärker kommuniziert werden. Landwirte wissen oft gar nicht, wie sie das am besten anfangen. Die transparente Vermittlung der Gesamtkosten sowie die ökologischen Vorteile einer Agrarholznutzung für Boden und Biodiversität ist hier eine wichtige Aufgabe. Den Flächenbesitzern und -nutzern muss am Ende klar sein, dass es sich lohnt, Biodiversität fördernde und multifunktionale Agrarholzsysteme anzubauen, da Agrarholz vielseitige Wertschöpfungsoptionen bereitstellen kann: von Holzhackschnitzeln über die Früchte der Bäume bis hin zum Ausgangsmaterial für Pflanzenkohle. Diese Landnutzungsform kann darüber hinaus bestimmte Ökosystemleistungen fördern, ist aber in Bezug auf das jeweilige landwirtschaftliche System unterschiedlich auszugestalten. Die Förderrahmenbedingungen für die Realisierung von Agrarholz- und Agroforstsystemen müssen in Sachsen noch geschaffen werden. Wie diese konkret aussehen können, darum geht es auch bei der Präsenzveranstaltung am 25.04.2022.

 

25.11.2021: Online-Austausch "Nachhaltige Landnutzung an Fließgewässern durch Agrarholzstrukturen" 

Analog zur Fokusgruppe Biodiversität wurde auch hier gefordert, die Vorteile von Agrarholzstrukturen am Gewässer stärker zu vermitteln. Zusammen mit den Unteren Wasserbehörden sollten die rechtlichen Hürden aber auch Möglichkeiten zur Integration von Agrarholz in Gewässerunterhaltungsmaßnahmen diskutiert werden. Landwirte, die aktuell noch Bedenken haben, ihre Flächen mit Holz zu bestocken, sollten unbedingt an der Fokusgruppe teilnehmen. Wichtig ist es, bei der Präsenzveranstaltung am 28.04.2022 gemeinsam ein konkretes Anlagedesign zu skizzieren, sowohl für den Standort Agrarfläche als auch Gewässerrand.

 

30.11.2021: Online-Austausch "Regional erzeugte Hülsenfrüchte für die lokale Ernährungsbranche" 

Ziel ist es, gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Leguminosen Sachsen mehr Hülsenfrüchte, wie z. B. Lupinen, Erbsen, Bohnen, für die menschliche Ernährung in der Region Dresden anzubauen und zu verarbeiten. Ob in Backwaren, in Aufstrichen oder einfach als Minisnack oder Mittagsgericht: Hülsenfrüchte sind durch ihre gute Klimabilanz, ihre Glutenfreiheit und als vegane proteinreiche Alternative beliebter denn je. Wichtig ist es auch hier, die Bauern zu überzeugen, dass der Anbau sich lohnt und die Infrastruktur zur Verarbeitung regional vorhanden ist. Stabile Wertschöpfungsketten etablieren und neue Produkte mit Hülsenfrüchten entwickeln sind hier die akuellen Herausforderungen. Vor allem junge Leute machen sich mehr Gedanken über eine gesunde, energiereiche Ernährung - da sind Produkte mit Hülsenfrüchten stark im Kommen. Bei der Präsenzveranstaltung am 03.05.2022 werden die wichtigen Akteure entlang der Wertschöpfungskette vertreten sein, um gemeinsam neue Anbauformen und Wertschöpfungsoptionen mit Hülsenfrüchten in Dresden und Region zu diskutieren. 

   

02.12.2021: Online-Austausch "Gemüsepool 3.0 –Flächensicherung für Ernährungszwecke durch regionale Kooperation?"  

Wie können wir mehr Fläche für regionale Ernährung sichern? Die Regionalplanung kann nicht vorgeben, was der Landwirt genau anbauen soll und ob er es ökologisch bewirtschaftet oder nicht. Es gibt aber viele Junglandwirte, die auf der Suche nach Land sind, um Ökolandbau zu betreiben. Wie kommen die an erschwinglichen Grund und Boden? Das Gerangel um die Flächen ist groß. Die meisten werden von großen Agrargenossenschaften bewirtschaftet. Eine Möglichkeit wäre, dass große Unterehmen Land an Junglandwirt:innen und somit eine Bewirtschaftung Seite an Seite - ökologisch und konventionell - realisiert werden kann. Mit dieser Strategie werde auch die Anbau- und Sortenvielfalt gefördert. Bei der Präsenzveranstaltung am 05.05.2022 sollen die Teilnehmer:innen gemeinsam überlegen, wie sie einen in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes liegenden 10 Hektar Acker bewirtschaften würden.

Wenn ihr Interesse habt, an einem der vier Fokusgruppen-Themen mitzuwirken, könnt ihr uns gerne eine E-Mail schreiben an projekt-olga@tu-dresden.de.

Die Themenvielfalt der OLGA Fokusgruppen spiegelt nur einige der zahlreichen Nutzungsansprüche an das Land wieder. Gemeinsam mit Fachakteuren und Einwohner:innen wollen wir bei den vier Veranstaltungen im Frühling 2022 herausfinden, welche Bewirtschaftungsmethoden und Wertschöpfungsoptionen der Region Dresden gut tun. | Fotos von links nach rechts: Biomasse Schraden e. V., Anke Hahn, Mayer, Solawi Bamberg.

Der Green Deal und die sächsische Landwirtschaft: "Eigentlich müssten wir täglich nur noch Brot essen".

Anregende Diskussion zum Thema Landwirtschaft in Sachsen und der EU zwischen Bernd Laqua (oben rechts), Robert Gampfer (unten) und Ralf Geißler vom mdr.

Die regionale Versorgung mit Lebensmitteln war in Europa lange ein wichtiger Bestandteil der Beziehungen zwischen Stadt und Land. Durch die Globalisierung der Agrarsysteme werden Städte jedoch kaum noch aus ihrem Umland ernährt. Daneben geht die Biodiversität in unseren Landschaften enorm zurück, wofür die Landwirtschaft als Hauptverursacher gesehen wird. Bei der einstündigen Online-Talkrunde des Europe Direct Zentrums Dresden in Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung am 9. September 2021 sprachen Bernd Laqua, Bürgermeister der Gemeinde Bennewitz im Wurzener Land bei Leipzig, und Robert Gampfer, Referent für Klima- und Umweltpolitik bei der deutschen Vertretung der EU-Kommission in Berlin, zusammen mit Moderator Ralf Geißler (MDR) über Möglichkeiten und Wege für mehr regionale Wertschöpfung und nachhaltige Landnutzung in Sachsen.

Dabei betonte Herr Laqua eingangs, dass trotz immer mehr ökologisch und regional wirtschaftender Betriebe die aktuelle Angebotspalette von regionalen Produkten noch nicht ausreiche, um die steigende Nachfrage zu decken. Nach einer Befragung im Chat wünschen sich fast alle der rund 35 Teilnehmer:innen mehr ökologischen Landbau mit regionalen Wertschöpfungskreisläufen. Die Herausforderung der Umstellung von konventionell auf ökologisch nähmen viele Landwirte noch nicht an, sagte Laqua. Dies habe vor allem finanzielle Gründe auch vor dem Hintergrund der momentanen wirtschaftlichen Lage. Die große Frage sei immer: Kann ich mit gleichem Aufwand so weiter produzieren und absetzen wir bisher? Immer mehr regionale Erzeuger schließen sich in Netzwerken zusammen und vermarkten ihre Produkte zu ihrem "realen" Preis über Plattformen wie z. B. Marktschwärmer oder andere regionale Vermarktungsstrukturen.  

Thema war auch der Entwurf der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU. Hier sollen die Landwirte für spezielle Anbaumethoden für den Klima- und Umweltschutz zusätzlich honoriert werden. 25% der 1. Säule sind für diese Öko-Regelungen reserviert, leider weniger als erhofft, aber ein Kompromiss, mit dem man leben könne, meinte Robert Gampfer. Ein zentraler Bestandteil der im Europäischen Grünen Deal integrierten Farm to Fork (Vom Hof auf den Tisch) Strategie ist die Schaffung von regionaleren Kreisläufen in der Land- und Ernährungswirtschaft in Europa. In Deutschland werden gleiche Produkte zu einem höheren Preis produziert wie sie importiert werden. Der Einzelhandel sei hier gefordert, nachzusteuern und mehr regionale Produkte ins Sortiment zu nehmen, forderte Gampfer. Durch das größere Angebot kaufen auch die Leute regionaler. Trotzdem seien regional erzeugte Produkte im Schnitt teurer als andere. Viele Menschen können sich aufgrund ihres knappen Budgets eben nur die Lebensmittel aus dem Discounter leisten, welche überwiegend nicht regional und schon gar nicht nachhaltig seien, erläuterte Gampfer. Hier müsse das gesamte Wirtschaftssystem und Möglichkeiten für Bildung und Aufklärung in den Blick genommen werden, um letztendlich zu nachhaltigen Ernährungsgewohnheiten und -systemen zu kommen.

Die Talkrunde zum Anschauen auf youtube

Weniger ist mehr - Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung

Das Essbare vor der Haustür erwandern, sich mit dem Erzeuger meiner Lebensmittel direkt austauschen...Erfahrungen, die das Konzept der Suffizienz leben - in der Stadt und auf dem Land. | Fotos von oben nach unten: Essbarer Stadtteil Plauen/Spunkner; UFER-Projekte Dresden e. V.; Kofabrik Bochum.

Am 10.11.2021 haben wir im Rahmen eines Stadt-Land-Plus-Workshops über Möglichkeiten gesprochen, wie Städte und Regionen und ihre Bewohner:innen suffizienter, also ressourcenschonender, werden können. Neben Konsistenz und Effizienz ist Suffizienz eine der drei zentralen Nachhaltigkeitsstrategien. Suffizienz bedeutet, den Ressourcen- und Naturverbrauch durch andere Verhaltensmuster und Lebensweisen zu verringern. Jede:r sollte sich demnach die Frage stellen, was nötig ist und was ausreicht, um ein gutes Leben zu leben.

Suffizienzorientierte Stadt- und Regionalentwicklung ist gar nicht so einfach. Weniger Rohstoffe verbrauchen, mehr Sharing Economy, weniger Fläche nutzen etc. zu nutzen ist möglich, doch oftmals geben es die rechtlichen Rahmenbedingungen und die bestehende stadtregionale Infrastruktur gar nicht her, so zu handeln, wie man möchte. Durch gute Kommunikation und Bewusstseinsbildung könnte es jedoch langfristig gelingen, suffizienzorientierte Handlungs- und Entscheidungsprozesse in Politik, Wirtschaft und Verwaltung zu realisieren.

Was bedeutet Suffizienz für die Land- und Ernährungswirtschaft in der Region Dresden?

Ein Szenario: Auf Erzeugerseite gibt es immer mehr kleinere und ökologisch wirtschaftende Betriebe, die sich für eine regenerative Landwirtschaft stark machen und Ausschau nach Möglichkeiten regionaler (Direkt-)Vermarktung halten. Die:der Konsument:in ist kritischer und schaut genauer hin, wo ihr:sein Essen herkommt. Wer es genau wissen will, schließt sich einer der Solidarischen Landwirtschaften in Dresden und Umland an, um bei gemeinsamen Helfertagen aktiv mit dabei zu sein bei der Ernte seiner Lebensmittel. Für mehr Bildung und Kommunikation rund um suffizientere Ernährungssysteme in Städten und Regionen bieten sich kommunale Netzwerke wie der Ernährungsrat Dresden und Region an. Er hält Bürger:innen, Aktivist:innen, die lokale Politik und Akteure der Land- und Ernährungswirtschaft zusammen und ist das Sprachrohr für alle Anliegen im Bereich Ernährung und Regionalität. Während Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, wie Schul- und Betriebskantinen, Mensen und Kitas, komplett auf regionale, saisonale und fair gehandelte Produkte umgestellt haben, produzieren größere landwirtschaftliche Betriebe mehrheitlich biologisch und vertreiben ihre Erzeugnisse regional. Wie war das noch gleich: Wenn die Nachfrage steigt, steigt auch das Angebot!?
Regionale Ernährungs-Projekte der Zukunftsstadt Dresden, wie zum Beispiel der "Essbare Stadtteil Plauen" oder "Essbares öffentliches Stadtgrün" bewirtschaften und gestalten zusammen mit den Bürger:innen kleine landwirtschaftlichen Flächen in der Stadt mit Sträuchern, Hecken und Gemüse. Regelmäßig finden "essbare" Spaziergänge, Mitmach- und Bildungsaktionen rund um das Essbare vor der Haustür statt. Dresden und Umland haben sich zu einer essbaren Stadt und Region entwickelt. Die Leute wissen, was in ihrer unmittelbaren Umgebung wächst und was sie zur eigenen Ernährung wie verwenden können. 
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Quellen:
BÖCKER et al. (2020):
Wann ist weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung. München. (aufgerufen am 10.11.2021)
BUND - Friends of the Earth Germany (2017):
Perspektive 2030: Suffizienz in der Praxis. Ein Impulspapier. Berlin. (aufgerufen am 15.12.2021)

Termine und Veranstaltungen

  • 28.-30.01.2022: 6. Symposium "Aufbauende Landwirtschaft" | mehr Info
  • 14.-15.02.2022: Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung | mehr Info
  • 16.-17.02.2022: Stadtlandbio Kongress | mehr Info
  • 14.-18.03.2022: 4. Darmstädter Tage der Transformation 2022 | mehr Info
  • 25.04.2022: OLGA Fokusgruppe "Förderung der Biodiversität durch den Anbau von Agrarholz –unrealistisch oder umsetzbar?" | mehr Info
  • 28.04.2022: OLGA Fokusgruppe "Nachhaltige Landnutzung an Fließgewässern durch Agrarholzstrukturen" | mehr Info 
  • 03.05.2022: OLGA Fokusgruppe "Regional erzeugte Hülsenfrüchte für die lokale Ernährungsbranche" | mehr Info  
  • 05.05.2022: OLGA Fokusgruppe "Gemüsepool 3.0 – Flächensicherung für Ernährungszwecke durch regionale Kooperation?" | mehr Info
  • 16.-20.05.2022: 6th European Agroforestry Conference, EURAF2022 | mehr Info
  • 23.-25-05.2022: Dresden Nexus Conference: Biodiversity - stewardship for vital resources | mehr Info

Impressum

Dieser Newsletter wird herausgegeben von der Landeshauptstadt Dresden als für die Öffentlichkeitsarbeit zuständiger Verbundpartner im Projekt OLGA, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Stadt-Land-Plus-Programms gefördert wird.

Landeshauptstadt Dresden
Bürgermeisteramt
Dr.-Külz-Ring 19
01067 Dresden

Redaktion: Anke Hahn | Kontakt
Mit Beiträgen von Eva Gruhl, Michaela Hildebrand und Manuel Wewer

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