OLGA

Was macht die Pappel auf dem Acker?

Erste Agroforstpflanzung in der Lommatzscher Pflege

18.04.2023

Es stehen (wieder) Bäume auf den Äckern der Lommatzscher Pflege - zumindest sind es zunächst Ruten, die schon im Herbst kleine Bäume sein sollen. Der Landwirtschaftsbetrieb Herrmann in Sieglitz bei Lommatzsch hat sich für ein Agroforstsystem auf seinen Flächen entschieden. Un das soll erst der Anfang sein! OLGA hat in Kooperation mit Landwirtin Marion Herrmann, dem Stadt-Land-Plus Geschwisterprojekt WertVoll, dem Biotopverbund-Projekt des BUND Dresden sowie den Agroforst- bzw. Permakultur-Experten für schnellwachsende Baumarten Lignovis GmbH und Nam Nam Natura kurzen Prozess gemacht und die Grundlagen für eine Agroforstanlage mit Energie- und Werthölzern geschaffen.

Bei der Agroforstpflanzung in Sieglitz handelt es sich um fünf parallel verlaufende Steifen, die jeweils aus fünf Baumreihen bestehen. Die äußeren zwei Streifen wurden hierbei mit vier unterschiedlichen Leistungssorten bestückt, welche nun im Wachstumsprozess analysiert werden. Gepflanzt wurden die Sorten „Vesten” (Populus deltoides x P. nigra), „Bakan” (P. trichocarpa x P. maximowiczii), „Dender“ (P. deltoides x P. trichocarpa x P. maximowiczii) und „Matrix 11“ (P. maximowiczii x P. trichocarpa). Diese schnellwachsenden Baumbestände können nach einer kurzen mehrjährigen Wachstumszeit für die regionale Energie- wie auch Rohstoffproduktion verwendet werden. Der mittlere Einzelstreifen wurde mit Wildkirsche/Vogelkirsche (Prunus avium ssp. avium), Spitzahorn (Acer platanoides) und Winterlinde (Tilia cordata) bepflanzt. Diese Edellaubhölzer dienen dem langjährigen Anbau zur Produktion von Wertholz, welches nach ca. 40-60 Jahren in die Holzwirtschaft als Furniere oder Vollholz verkauft werden kann.

Diese Agroforstkultur wurde mit einem Streifenabstand von 72 m in Nord-Süd-Ausrichtung angepflanzt, um die Winderosion maßgeblich zu verringern, den Wasserhaushalt zu verbessern, den Schattenwurf auf die Ackerkulturen gering zu halten und gleichzeitig v. a. in trockenen Jahren den Ertrag in der Fruchtfolge zu sichern. Mit der Holzproduktion entsteht ein weiterer Betriebszweig, der die Diversifikation des Betriebes verbessert. Dies ist ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Biodiversität, struktureller Aufwertung von landwirtschaftlichen Nutzflächen und regionale Wertschöpfungsoption für Landwirt:innen. Diese Kulturlandschaftsentwicklung verbindet auf freiwilliger Basis die Landwirtschaft mit dem angewandten, produktionsintegrierten Naturschutz – ein guter Weg.

Wir werden die Entwicklung des Systems weiter verfolgen und in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten die Vorteile der agroforstlichen Nutzung in Sachsen kommunizieren - indem wir zum Beispiel vor Ort in Sieglitz anderen Landwirten zeigen, wie es gehen kann. Wir bleiben dran!

Fotos: Victor Smolinski