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An die 300 Leute beim 9. Forum Agroforstsysteme in Freiburg

Unter dem Motto "Landwirtschaft zukunftsfähig gestalten" fand das diesjährige Agroforstforum für den deutschprachigen Raum am 27. und 28. September im schönen Freiburg statt. Mit fast 300 nimmt die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den vorherigen immer zweijährig stattfindenden Foren weiter zu. Ein Indiz dafür, dass das Interesse an der Agroforstwirtschaft weiter steigt.

29.09.2023

Bei der Tagung wurde weniger über die hinreichend bekannten Vorteile von Agroforstsystemen als vielmehr über Möglichkeiten und Wege gesprochen, wie diese multifunktionaler und kooperativer ausgestaltet und in die Fläche gebracht werden können. Wir waren mit dabei und haben uns von interessanten Vorträgen, Postern und Randgesprächen von der Vielfalt, Komplexität und Resilienz überzeugen lassen, welche diese sensationelle Landnutzungsform in ökonomischer, gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht mit sich bringt.

Im Rahmen von drei Exkursionen besuchten die Teilnehmer:innen am ersten Tag mehrere Beispiel-Betriebe in der Region, die regenerative Landwirtschaft betreiben und daraus regionale Bio-Produkte erzeugen. Dabei reichte das Themensprektrum von der Streuobst- über die Wertholzproduktion bis hin zu Beweidungskonzepten mit Gänsen im Streuobst- und mit Schafen im Weinbau. 
Bei unserem Besuch beim Hofgut Domäne Hochburg konnten wir uns davon überzeugen, wie gut es den 340 Gänsen auf der 3,4 ha Streuobstwiese geht, auf der sie tagsüber weiden dürfen. Mit ihrem Kot düngen sie die Wiese, während die Bäume ihnen Schatten spenden. Das Angebot nehmen die Gänse an diesem sonnigen Tag gerne an. Das System wurde ursprünglich als Erhaltungsgarten alter zum Teil heimischer Apfelsorten angelegt, wie zum Beispiel dem "Aujäger" oder den "Ulmer Polizeiapfel". Die Äpfel werden zu teilweise sortenreinen Säften verarbeitet und ab Hof via Automat und in den Läden in der Umgebung verkauft. Das Gänsefleisch wird in Kooperation mit einem kleinen Schlachtbetrieb im Nachbarort zum Martinstag und zu Weihnachten angeboten. Eine Gans kommt dabei schon mal auf 5 kg Schlachtgewicht (!) im Durchschnitt.
Neben der atemberaubenden Aussicht vom Staatsweingut Freiburg, unserem zweiten Exkursionsstopp, in die Rheinebene, auf die Vogesen und die Weinberge des Kaiserstuhls, beeindruckten uns dort besonders die Schafe, die zwischen den Weinreben umherliefen. Es handelte sich um einen Versuchsstandort des Forschungsprojektes "Win-win im Weinberg" der Hochschule Rottenburg. Ziel ist die Revitalisierung historischer extensiver Nutzungsformen bei gleichzeitiger Steigerung der Flächenenffizienz aufgrund der Doppelnutzung und der regionalen Wertschöpfung von nicht nur Wein sondern auch Wolle und Fleisch in einem Landnutzungssystem. Die Schafe fungieren darüber hinaus als "Rasenmäher" und halten die Rebstöcke von unerwünschten Trieben, Beikraut sowie die Traubenzone frei. Nicht zuletzt erbringt diese Form von Mehrfachnutzung Umweltleistungen, wie z. B. Mikrohabitate, Bodenaufbau und Erosionsschutz.

Nach einem gemeinsamen Abendessen und Ausklang des ersten mit reichlich Austausch und Vernetzung begann der zweite Konferenztag mit Vorträgen von Dr. Ravi Prabhu, Vizedirektor der internationalen Agroforst-NGO CIFOR-ICRAF. Er brachte einige Beispiele für aufbauende und gemeinwohlorientierte Landwirtschaft in seinem Heimatland Indien. Prabhu prophezeite, dass ohne die agrarökologische Transformation des "großen Rahmens", nämlich der Politik und Förderstrukturen, auch keine wirkliche Regeneration der jeweiligen nationalen Landnutzungssysteme zu erwarten sei. Prof. Klein von der Uni Freiburg referierte im Anschluss über die Reaktion von Bienen auf pestizidbelastete Pflanzen bei der Bestäubung. Denn auch möglichst vielfältig angelegte Blühstreifen entlang von Gehölzreihen oder in deren Unterbewuchs stellen wichtige Elemente zur Förderung der Biodiversität von Agroforstsystemen dar. Zum Ende des Plenums teilte der überzeugte Junglandwirt Jan Große-Kleinmann seine praktischen Erfahrungen mit der Anlage eines Agroforstsystems auf seinem Hof im Münsterland mit uns. Die Besucher:innen konnten sich im weiteren Verlauf des Forums in vier Fachsessions über praktische Erfahrungen mit der Umsetzung, politischen und rechtlichen (Förder-)Strategien, Bildung und Wissenstransfer sowie über die Ökosystemleistungen von Agroforstsystemen informieren.

Die Agroforstwirtschaft hatte eine große Bühne in Freiburg! Wir nehmen bereichernde Gespräche, neue Impule und Kontakte zur Förderung dieser regenerativen Landnutzung in Sachsen und Mitteldeutschland, mit nach Hause. Danke allen Organisator:innen und Teilnehmer:innen, die diesen Austausch auf dieser Plattform ermöglicht haben!

Eine vollständige Dokumentation des Forums gibt es HIER!

OLGA-Konferenzposter "Monitoring von Mikroklima, Gehölzstruktur und Biomassewachstum agroforstlicher Systeme an Fließgewässern"