OLGA

Von Hecken, Feldgehölzen und Agrarholzanbau im Wurzener Land

Nachlese zum Feldtag am 21.06.2024

01.07.2024

© Anke Hahn

Um die Kombination von Umweltleistungen und regionalen Wertschöpfungsaspekten bei der Anlage von Agrarholzsystemen zusammen mit Hecken und anderen naturschutzfachlich interessanten Landschaftselementen ging es beim Feldtag am 21.06.2024 im Wurzener Land. Drei verschiedene Gehölzstrukturen auf den Flächen von Landwirt Frank Uhlemann zwischen Zschorna, Hohburg und Thammenhain standen an diesem Tag im Interesse von rund 40 Teilnehmenden. Grund für die Pflanzungen waren damals Forschungsversuche des Staatsbetriebes Sachsenforst im Auftrag der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe, wobei das geerntete Holz an regionale Energieversorger sowie die Zellstoffindustrie vertrieben wurde.

Zu Anfang wurden das Forschungsprojekt OLGA und die laufenden Aktivitäten des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau als Teil des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zur Förderung der Agroforstwirtschaft in Sachsen vorgestellt. Bei der Besichtigung einer Feldgehölzstruktur mit unterschiedlichen Baum- und Straucharten zwischen Zschorna und Hohburg am ersten Standort wurde vor allem über deren Bedeutung für die Wiederherstellung einer arten- und strukturreichen Agrarlandschaft gesprochen. Denn solche Landschaftselemente gliedern in erster Linie die Landschaft, fördern Wind- und Erosionsschutz und können Bestandteile des lokalen Biotopverbundes sein. Leider sei die Heckenförderung und Genehmigungsfreude dieser Strukturen im Freistaat Sachsen eher schlecht als recht, beschwerte sich ein Landwirt. Hier müssten Landwirtschaft und Naturschutz noch enger kooperieren, gemeinsame Zielstellungen entwickeln und in Förderprogramme übersetzen. Die Agroforstwirtschaft mit ihren vielfältigen und multifunktionalen Landnutzungsansätzen werde in der Umwelt- und Agrarverwaltung hierzulande noch zu sehr mit Samthandschuhen angefasst. Dementsprechend falle auch die aktuelle Förderung noch nicht sehr lukrativ aus. 

Nach der Fahrt zum nächsten im Rahmen des Projekts FastWOOD im Jahr 2014 gepflanzten System stellten die Mitarbeiter des Staatsbetriebes Sachsenforst ihre Forschungsarbeiten zur Züchtung von Aspen – auch Zitterpappeln genannt – vor. Die im 2 m x 1 m Verband händisch gesetzten Aspen-Klone wurden in diesem Versuch mit zehn weiteren Versuchsflächen mit Aspe in Sachsen bzgl. ihres Biomassewachstums im Kurzumtrieb verglichen. Denn mit der Züchtung leistungsstärkerer Sorten kann die Produktivität dieser Agrarholzstrukturen gesteigert werden. Die Brusthöhendurchmesser und Biomassezuwächse nach 10 Jahren Standzeit fallen je nach Plantagenbereich unterschiedlich aus. Dabei sind die Unterschiede nicht vom Standort der Bäume innerhalb der Plantage abhängig, sondern vom jeweiligen Prüfglied (in diesem Fall: jeweils als Nachkommenschaft zweier definierter Eltern).

Am dritten Standort wurde bereits 1999 eine Pappelversuchsfläche mit Steckhölzern angelegt mit dem Ziel, die geerntete Holzbiomasse an die Zellstoffindustrie zu vertreiben. Hier wurde insbesondere das Biomassewachstum bei unterschiedlichen Bodenvorbehandlungen, Pflanzverbänden und Umtriebszeiten verglichen. Die Versuchsfläche wurde in einer Testvariante mit Herbiziden vorbehandelt. Damit war das anfängliche Wachstum besser, weil die Konkurrenz durch die ausbleibende Begleitvegetation fehlte. Die gleiche Wirkung könnte auch mit einer mechanischen Beikrautregulierung erzielt werden, wurde aber in diesem Fall nicht untersucht. Je weiter der Pflanzverband ist, umso weniger Biomasse pro ha wird erzeugt, da durch die weiten Abstände zwischen den Bäumen anfangs relativ viel Sonnenlicht auf den Boden fällt und nicht von den Bäumen aufgenommen wird. Durch die Erweiterung des Pflanzverbands wird aber das Wachstum der Einzelbäume gefördert. Wenn das Ziel in einer Maximierung der Baumdimensionen und nicht in einer Maximierung des Flächenertrags besteht, dann sollte man also weitere Pflanzverbände wählen. Dieser Flächenversuch zeigte, dass im ersten Umtrieb aufgrund der nötigen Etablierung der Pflanzen das Potenzial bei weitem noch nicht ausgereizt wird, so dass in folgenden Umtriebszeiten bzw. Rotationen (unabhängig von deren Dauer) die Biomasseleistung deutlich ansteigt.

Schon mal was von Tordis, Inger und Max1 gehört? Das sind nicht etwa schwedische Fußball-Nationalspieler sondern die Namen unterschiedlicher Weidenklone, die in unmittelbarer Entfernung am vierten Standort des Feldtages bei Thammenhain gepflanzt wurden. Die Fläche war eine von 42 anderen Teststandorten, die im Rahmen des Züchtungsprojektes ProLoc zur Erfassung von Klon-Standort-Wechselwirkungen bei Pappel und Weide in drei- und zehnjährigen Umtriebszeiten zwischen 2012 und 2015 errichtet wurden. 

Der Agrarholz Feldtag im Wurzener Land war eine Zusammenarbeit zwischen dem Landwirtschaftsbetrieb Uhlemann, dem Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau des Freistaates Sachsen, dem Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft DeFAF e. V., dem Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) und dem Forschungsvorhaben OLGA.